Reformationshaus
2017 ist Reformationsjubiläum, und natürlich möchten auch die Konzert- und Opernhäuser das feiern. Viele Orchester spielen deshalb Mendelssohns »Reformations-Sinfonie«. Das Opernhaus in Haltersburg ist besonders ehrgeizig: Es nennt sich 2017 Opern-Reformationshaus und hat angekündigt, in diesem Jahr nur Luther-Opern zu spielen. Wie das bei sieben Premieren funktionieren soll, erklärt uns der Intendant:
Guten Abend, Herr Unger.
Guten Abend. Ich muss Sie gleich korrigieren: Es geht nicht nur um die Premieren, sondern unser gesamtes Repertoire wird 2017 aus Luther-Opern bestehen.
Donnerwetter. Da haben Sie aber viele verzweifelte Komponisten gefunden, die rechtzeitig zum Luther-Jubiläum solche Werke geschrieben haben.
Neue Opern? Nein, das können wir uns in Haltersburg nicht leisten, da sinkt sofort die Auslastung. Wir legen vielmehr bei bekannten Werken die reformatorischen Schichten frei.
Aha. Und was spielen Sie nun also, sagen wir: am 2. Januar?
»Rigoluther«. Eine Oper über einen buckligen Mönch, der versucht, seine Tochter vor dem Papst zu beschützen. Einen Tag später geben wir den »Reformationsschütz«, dann folgt »Der Barbier von Wittenberg«. Besonders freue ich mich auf »Der Übersetzerkrieg auf der Wartburg« und »Lady Bora von Mzensk«. Unter dem Titel »Reform#Sound« bieten wir außerdem ein umfangreiches musikpädagogisches Angebot: Schulkinder nageln rhythmisch Thesenblätter an Türen …
Schon gut, verstehe. Ich nehme an, dieses ganzjährige Luther-Fest mündet in einem großen Festival?
So ist es. Im Zentrum steht eine szenische Umsetzung von Mendelssohns »Reformations-Sinfonie« mit 25 Laienchören und zehn Tanzgruppen aus der Region. Open Air.
Ach, doch wieder. Danke, Herr Unger, und gutes Reformieren!
© Ann-Christine Mecke 2016 | erschienen im Gewandhausmagazin 93 (Dezember 2016)