Die Schönsten

Wir schalten nun live in die Saarlandhalle zum diesjährigen Wettbewerb »Die schönsten Opernchöre«. Carsten, gibt es denn schon eine Entscheidung?

Noch nicht, liebe Corinna, wir sind noch mittendrin, und es hat bereits einige Überraschungen gegeben, werte Zuschauer! Ein Außenseiter, der Chor des Stadttheaters Rüttelsburg, ging in der Runde »Dorfbevölkerung 19. Jahrhundert«, in Führung, in der die Choristen sich in Röcken und abgewetzten Leinenjacken präsentieren müssen. Auch in der zweiten Runde, »Abendgesellschaft 20. Jahrhundert«, konnten sich die Rüttelsburger behaupten, auch wenn der Favorit aus der Hauptstadt hier die Höchstpunktzahl abräumen konnte, nicht zuletzt wegen der attraktiven Dekolletés der Damen. Erfolgreich bisher auch die Sänger der Schinkeloper, die 2012 hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren. Nach einem Chorleiterwechsel hat sich das Ensemble diszipliniert wieder an die Spitze gearbeitet; die Herren überzeugten heute in tadellos sitzenden schwarzen Anzügen. Aber gerade hat es zur letzten Runde gegongt: zur Königsdisziplin »Regietheater« mit selbstgewählten Kostümen. Aber nein, die Rüttelsburger erscheinen komplett nackt, hat ihnen denn niemand erklärt, dass das heute nicht mehr geht, dass die Jury das … Ja, da haben sie die Quittung, mit einer 2,8 geht der Außenseiter vom Platz.

Oh, der Hauptstadtchor hat sich ins Zeug gelegt! Pinguinkostüme, sehen Sie sich das an, liebe Zuschauer, so ein schöner Chor, vielleicht ein bisschen anbiedernd an das Regietheater, aber mit so liebevoll gestalteten … Nein, die Punktrichter sehen das offenbar anders,  Enttäuschung bei den Choristen, soweit man das unter den Masken …  nun ja. Schauen wir uns nun an, was der Schinkelchor sich ausgedacht hat.  Frischhaltefolie und Bodypainting! Donnerwetter, ein beeindruckendes  Bild! Mit dieser Wertung ist den Sängern der Schinkeloper ein Platz auf dem Treppchen sicher! Und damit zurück nach Mainz.


© Ann-Christine Mecke 2013 | erschienen im Gewandhausmagazin 78 (März 2013)