Verbrauchertipp
Viele Veranstalter werben damit, dass die bei ihnen gespielte Musik aus der Stadt, dem Landkreis oder schlicht »aus der Region « stammen soll, in der das Konzert stattfindet. Das klingt nach lokalen Traditionen und Spezialitäten, nach geringer Umweltbelastung und einer Stärkung der regionalen Wirtschaft. Die Verbraucherzentralen raten allerdings zur Vorsicht: Nicht immer garantieren solche wohlklingenden Versprechungen wirklich Frische, kurze Transportwege oder gar Arbeitsplätze im näheren Umfeld. Dafür legen viele Veranstalter die »Region« viel zu großzügig aus. Wer die Umwelt und die regionalen Betriebe unterstützen möchte, sollte nicht nur – wie oft empfohlen – auf den Herkunftsort des Komponisten achten, sondern auch den Aufzuchtbetrieb und den Schlacht- respektive Sterbeort berücksichtigen. Darüber hinaus können die verwendeten Rohstoffe die Umweltbilanz verderben: Woher stammen Tinte und Notenpapier? Und verlangt der Komponist elektronische Musikinstrumente mit hohem Energieverbrauch oder gar Instrumente aus Tropenholz?
Um all das für die Konzertbesucher transparent zu machen, haben einige Veranstalter ein gemeinsames Label ins Leben gerufen. Das Kennzeichen »Musica Regionis« (symbolisiert durch eine Note im Maschendrahtzaun) garantiert, dass keiner der gespielten Komponisten sich jemals weiter als 70 Kilometer vom Konzertort entfernt hat. Auch für die musikalischen Rohstoffe gelten strenge Grenzwerte. Die so gekennzeichneten Konzerte seien »so regional wie ein Kohlrabi aus Nachbars Garten«, wie ein Verbandssprecher bei der Pressekonferenz launig betonte.
Verbraucherschützer kritisieren allerdings, dass das Label nichts über die Frische der gespielten Musik verrate. Hier gelte es weiterhin, das Herstellungsdatum zu beachten. Eine eventuell angegebene Mindesthaltbarkeit könne man aber getrost vergessen, so die Verbraucherzentralen, und sich ganz auf sein persönliches Geschmacksempfinden verlassen.
© Ann-Christine Mecke 2019 | erschienen im Gewandhausmagazin 102 (März 2019)